Erste Evaluation der Schauinsland-App

By 10. Januar 2024Projekte
Eine Person zeigt etwas auf einem Tablet vor einer Infotafel. Darum stehen Leute oder sitzen im Rollstuhl

In seiner Masterarbeit hat Jens Dörr an der Universität Freiburg für die Fakultät Umwelt und Natürliche Ressourcen die App „Schauinsland barrierefrei“ evaluiert. Sie wurde im Dezember 2023 fertiggestellt. Er wurde von Dr. Anna Chatel dabei betreut und tritt jetzt das Lehramts-Referendariat in Bad Säckingen an.

Um die App zu evaluieren hat Dörr eine Mischung aus Literaturanalyse und leitfadengestützten Experteninterviews genutzt. Der Fokus lag vor allem auf den Inhalten und dem Design der App sowie den damit verbundenen Erwartungen und Erfahrungen der Nutzer:innen. Es wurden insbesondere relevante Zielgruppen interviewt, die ein besonderes Gespür für Barrieren in Bezug auf körperliche oder geistige Behinderung haben. Darunter waren Menschen mit Mobilitätseinschränkungen, mit geistigen Behinderungen, sehbehinderte Menschen und gehörlose Menschen. Durch die Kombination aller Zielgruppen wird eine möglichst holistische Sicht abgebildet, die eine ausführliche Evaluation ermöglicht. Es wurden insgesamt 13 Interviews durchgeführt.

Erfüllt die App die Bedürfnisse?

Aus den Interviews sollten sich praxisnahe Erfahrungen bei der Nutzung der App durch unterschiedliche Zielgruppen ergeben und dadurch Probleme oder Potentiale der App und des Lehrpfads erkannt werden. Die Forschungsfrage wurde folgendermaßen formuliert: „Inwiefern erfüllt die App „Schauinsland Barrierefrei“die Bedürfnisse der relevanten Zielgruppe und kann deshalb als barrierefrei bezeichnet werden?“

Die bewusste Integration der Bedürfnisse der unterschiedlichen Zielgruppen sind Grundlage der barrierefreien App und des barrierefreien Lehrpfades. Insbesondere haben sich Interviewten mit körperlichen Einschränkungen positiv gegenüber der App geäußert: …“dass Menschen mit (und ohne) Behinderung wirklich gemeinsam einen Weg ablaufen können“. Durch die App und das damit einhergehende Angebot werden viele Barrieren, die ein herkömmlicher Lehrpfad für viele Menschen mit Einschränkungen hat, überwunden. Allgemein haben die Interviews ergeben, dass haptische Erfahrungen abseits der digitalen Darstellung in der App eine wichtige Verbindung zur Natur herstellen und für Menschen mit jeglichen Einschränkungen Barrieren abbauen können. Der Informationsgehalt wurde von 80 Prozent der Befragten als hoch bewertet und war „genau richtig“ und „wirklich vielseitig“. Durch die neu erworbenen Informationen hat sich die Sicht auf den Schauinsland bei einigen Interviewten geändert. Durch die Informationen der App wurde eine Verbindung mit der Natur am Schauinsland aufgebaut.

„Ich glaube es waren die Warzenbeißer, die wir tatsächlich gehört haben. Wenn man dazu kurz davor den Text gehört hat, dann hört man noch aktiver hin und stellt sich die Tiere irgendwie auch genauer vor. Ohne App hätte ich das wohl nicht so gehabt, man ist achtsamer für einige Dinge denke ich“, so einer der Interviewten.

Wo gibt es noch Verbesserungsbedarf?

Viele Menschen mit unterschiedlichen Barrieren profitieren bereits von der App und der Umsetzung des Lehrpfades. Die hohen Downloadzahlen und die Zufriedenheit der Interviewten sprechen für den Erfolg der App. Es gibt aber auch noch Verbesserungswünsche, etwa was die Erkennbarkeit der Stationen im Gelände angeht. Zudem gab es die Rückmeldung, dass die Videos nicht im Vordergrund der App stehen sollten, da sie manchmal den Blick auf die echte Natur verhindern könnten – Audios unterstützen dagegen das eigene Erleben.

Die Evaluation der App „Schauinsland Barrierefrei“ gibt uns wichtige Informationen, wie die App ankommt und was noch verbessert werden sollte. Manches ist bereits geschehen, größere Projekte werden noch umgesetzt. Die baulichen Veränderungen am Weg sind in Vorbereitung und werden in diesem Jahr vom Biosphärengebiet Schwarzwald begonnen.