Wieso ist die Landnutzung für das Biosphärengebiet bedeutend?
Die Landwirtschaft des Südschwarzwalds hat die charakteristischen Wiesen und Weiden im Biosphärengebiet Schwarzwald hervorgebracht. Die Allmenden, Orte der gemeinschaftlichen Beweidung, sind aufgrund ihrer Kulturgeschichte und Vielfalt an Lebensräumen ein Alleinstellungsmerkmal des UNESCO-Schutzgebiets.
Die Waldbewirtschaftung, die traditionell fester Bestandteil eines Hofs war, hat ihrerseits zu vielfältigen Waldbildern geführt. Über 60 Prozent der Fläche des Biosphärengebiets sind bewaldet. Buchen und Tannen, in den Hochlagen auch Fichten, bilden natürlicherweise den Hauptbestand. Die Landnutzung hat eine herausragende Bedeutung für die Kultur, die Landschaft sowie für den Natur- und Artenschutz.
Woraus ist die heutige Kulturlandschaft entstanden?
Die Wald- und Landwirtschaft war seit der Besiedlung des Schwarzwaldes notwendig, um das Überleben der Bevölkerung zu sichern. Bis ins 20. Jahrhundert wurden auch Ackerkulturen auf ebeneren Flächen angelegt. Die Landnutzung auf Äckern, Weiden oder im Wald war überwiegend durch Handarbeit geprägt. Lediglich Nutztiere konnten am Pflug oder Karren unterstützend wirken.
Viele Wald- und Weideflächen sind Gemeingüter. Häufig wurden die Flächen durch eine Gemeinschaft von Gehöften zusammen bewirtschaftet. Dadurch sind großflächige Mosaike aus Wald und Offenland entstanden. In der zweiten Hälfte der 20. Jahrhunderts nahm der Zahl der Landwirte deutlich ab. Die Weideflächen sind an Weidegemeinschaften oder Einzelbetriebe verpachtet worden. An der offenen Landschaft kann die Geschichte der Landnutzung noch heute abgelesen werden.
Heutiger Stand der Landnutzung
Die Landwirtschaft im Biosphärengebiet Schwarzwald ist auch aktuell kleinteilig. Ein Großteil der noch mehr als 500 Betriebe ist weiterhin im Nebenerwerb tätig. Die Weidewirtschaft bildet das Standbein fast aller Betriebe. Rinder, vor allem das heimische Hinterwälder Rind, und Ziegen sind die wichtigsten Weidetiere. Neben der Erzeugung von Milch und Fleisch ist die Arbeit der Landwirtschaft für die Erhaltung der Kulturlandschaft und der Artenvielfalt von immenser Bedeutung.
Die Waldflächen sind im Eigentum von Land, Kommunen und privaten Eigentümern. Letzterer oft in sehr kleinteilige Waldflächen zersplittert. Die Bewirtschaftung von Staats- und Kommunalwald erfolgt nach den Grundsätzen einer naturnahen Waldbewirtschaftung durch die jeweils zuständigen Verwaltungen. Der Privatwald ist teils einzelbetrieblich, teils in Zusammenschlüssen organisiert.
Aktuell steht die Landnutzung vor vielen neuen Herausforderungen. In der Landwirtschaft sind dies unterschiedliche Themen wie die auslaufende Anbindehaltung, Anforderungen an den Herdenschutz, die Anpassung an den Klimawandel sowie geeignete Instrumente der Förderung oder Vermarktungsinstrumente zu finden. In der Waldwirtschaft spielt der Umbau in klimastabile und natürliche Bergmischwälder eine wichtige Rolle für die Region. Den nachhaltigen Rohstoff Holz gilt es, in der Region weiterzuverarbeiten und innovative Produkte herzustellen.
Wo setzt das Biosphärengebiet an?
Um auf die Herausforderungen der Zukunft Antworten und Strategien zu entwickeln, gab es zwischen 2019 und 2022 ein vom Umweltministerium Baden-Württemberg finanzierte Projektstudie „Allmende 2.0“. Ziel war eine Konzeption für eine zukunftsfähige Landwirtschaft. Daraus setzt die Geschäftsstelle aktuell einige Handlungsempfehlungen um. Dazu zählt das „Forum Landwirtschaft“, das Landnutzende weiterbildet, die die klassischen Angebote nicht wahrnehmen können. In einem weiteren Projekt wird ein Plan entwickelt, wie die Wasserversorgung auf den Weiden auch unter den Bedingungen von Trockenheit durch Klimawandel sichergestellt werden kann
Darüber hinaus unterstützt die Geschäftsstelle die Land- und Waldwirtschaft im Biosphärengebiet auf unterschiedlichen Wegen. Bildungsangebote laden zum Entdecken der Besonderheit von Allmendweiden und Bergwald im Biosphärengebiet ein. Das Angebot regionaler Produkte wird über den Einkaufsführer des Biosphärengebiets gebündelt. Durch das Förderprogramm des Biosphärengebietes konnten aktuell vor allem die landschaftspflegenden Landwirte profitieren. Für den Wald bemüht sich die Geschäftsstelle um regionale Kreisläufe in der Holznutzung und unterstützt insbesondere private Waldbesitzende.
Sprechen Sie uns gerne an, wenn Sie mehr über die Landnutzung im Biosphärengebiet erfahren möchten.