Das Biosphärengebiet Schwarzwald als Modellregion
Biosphärengebiete gehören – wie die Naturparke und der Nationalpark in Baden-Württemberg – zu den Nationalen Naturlandschaften. Es sind schützenswerte Gebiete, die das Naturerbe der Menschheit bewahren. Das Biosphärengebiet Schwarzwald versteht sich als Modellregion, in der das Zusammenleben von Mensch und Natur beispielhaft entwickelt und gefördert wird.
Ziel ist ein ausgewogenes Verhältnis von menschlicher Nutzung und natürlichen Kreisläufen, das gleichzeitig zur regionalen Wertschöpfung beiträgt. Auch für Forschung und Wissenschaft sind Biosphärengebiete ein spannendes Feld. Sie liefern wertvolle Erkenntnisse über natürliche, gesellschaftliche und wirtschaftliche Wechselwirkungen.
Unsere Heimat
Der südliche Schwarzwald
Das Biosphärengebiet im südlichen Schwarzwald erstreckt sich über die Landkreise Lörrach, Breisgau-Hochschwarzwald und Waldshut. Es umfasst sehenswerte Naturräume wie das Kleine Wiesental, Belchen, Schauinsland, Randbereiche des Feldbergs, Schluchsee, Schwarzatal, den Oberen Hotzenwald, Albtal, Wehratal, Mittleres und Oberes Wiesental. In keiner anderen Mittelgebirgslandschaft Deutschlands gibt es so immense Höhenunterschiede auf engstem Raum – von 310 Metern bis auf 1420 Metern reichen sie.
Allmendweiden
Mosaikreiches Weideland
Kennzeichnend für das Biosphärengebiet sind die Allmendweiden. Gemeinschaftlich von der bäuerlichen Dorfgemeinschaft genutzte, meist Borstgrasrasen und Flügelginsterweiden, die bis in die höchsten Lagen reichen. In den Sommermonaten trieben die Bauern ihre Kühe und Ziegen zum Grasen dort hin. Die Weideflächen selbst sind Magerwiesen, auf denen Kräuter wie Thymian, Arnika, Schafgarbe, Glockenblume, Silberdistel und Flügelginster das Gräserangebot bereichern. Durch die bis heute von den Landwirten praktizierte naturnahe Bewirtschaftung ist eine einzigartige Landschaft mit hohem Arten- und Strukturreichtum entstanden. Geformt wurde sie durch die heimischen Vorderwälder- und Hinterwälderrinder. Diese traditionellen hervorragend an die Berglandschaft angepassten Nutztierrassen kommen bestens mit den Steillagen zurecht. Den Weidbuchen – als zusätzliche Futterquelle gern genutzt – haben sie durch steten Verbiss ihre bizarre Erscheinung verliehen. Allmendweiden sind heute selten und wegen ihres großen Artenreichtums besonders schützenswert. Auch die beiden Rinderrassen zählen zu den gefährdeten Nutztierrassen, die es zu erhalten gilt.
Naturnahe Bergmischwälder
Waldreiche Höhen und Täler
Weite Wälder und offenes Weideland prägen große Bereiche des Biosphärengebiets und machen diese Landschaft so reizvoll für Naturliebhaber. Neben der Weidewirtschaft war der Wald früher eine der wichtigen Erwerbsquellen der Menschen. Köhlermeiler, Sägewerke und -mühlen, urige Schwarzwaldhöfe und schindelgedeckte Fassaden erzählen eine Geschichte davon. Es gab auch eine Zeit im 18. Jahrhundert, da war der Schwarzwald fast kahl gefegt durch die übermäßige Nutzung des Holzes. Heute erfreuen wir uns an den artenreichen Bergmischwäldern mit Buchen, Tannen und Fichten. So manche nicht mehr genutzte Wiese erobert sich der Wald jedoch zurück. Umso wichtiger ist es, dass Landwirte als Partner des Biosphärengebietes durch ihre Art der Weidehaltung für die Offenhaltung der Wiesenflächen sorgen. So bleiben Lebensräumen für Tiere und Pflanzen sowie der besondere Charakter der Landschaft erhalten. In der Kernzone des Biosphärengebiets darf der Wald sich auf 2100 Hektar – 3,3 % der Gesamtfläche – ohne menschlichen Eingriff entwickeln. In diesem „Urwald“ leben äußerst seltene Arten – Pflanzen, Pilze, Insekten, Vögel und Säugetiere, die auf das natürliche Werden und Vergehen des Waldes angewiesen sind.