Natur ist einfach Klasse: Zum zehnten Geburtstag des Projekts „Natura 2000 –Klassenzimmer im Oberen Hotzenwald“ hat die fünfte Klasse der Hans-Thoma Schule in Laufenburg ihr Klassenzimmer ins Grüne verlegt: Am Mittwoch und Donnerstag haben die 26 Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit ihrem Lehrer Johannes Oberschmid im Schwarzenbachtal bei Ibach einen Landschaftspflegeeinsatz geleistet.
Ausgerüstet mit Arbeitshandschuhen, Sägen und Astscheren entfernten die Kinder junge Fichten und Birken, schnitten Weidenbüsche zurück und räumten das Gestrüpp von der Fläche. Ziel des zweitägigen Arbeitseinsatzes war es, den auf der Moorwiese wachsenden Rauschbeeren und Blütenpflanzen Platz zu verschaffen. Denn die Blätter der Rauschbeere dienen dem Hochmoorgelbling, einer stark gefährdeten Schmetterlingsart, als Eiablage. Die Blumen braucht der Falter als Nektarquelle.
Über 130 Schulklassen aus der Region mit insgesamt mehr als 3000 Kindern und Jugendlichen haben im Rahmen des „Natura 2000-Klassenzimmers“ in den vergangenen zehn Jahren an einem Landschaftspflegeeinsatz teilgenommen und damit einen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt im Oberen Hotzenwald geleistet. „Wir wollen den Schülerinnen und Schülern vermitteln, dass in der Natur alles miteinander zusammenhängt. Wenn immer mehr Tier- und Pflanzenarten verschwinden, können ganze Ökosysteme in Gefahr geraten und damit auch unsere Lebensgrundlage“, erklärt Friederike Tribukait vom Naturschutzreferat des Regierungspräsidiums Freiburg.
„Über das Angebot Natur ist Klasse können junge Menschen hier bei uns selbst aktiv werden, um die Natur zu schützen.“ Tribukait hat das Natura-2000-Klassenzimmer gemeinsam mit der Stiftung Naturschutzfonds und dem „TeamErlebnisNatur“ (heute: TEN-Academy) 2008 im Rahmen des EU-LIFE-Naturprojekts „Oberer Hotzenwald“ ins Leben gerufen. „Wir wollen bei den Kindern und Jugendlichen Begeisterung für die Natur wecken. Sie sollen Spaß haben bei den Pflegeeinsätzen, ihren Blick auch für kleine Dinge in der Natur schulen und dabei die Scheu verlieren zum Beispiel vor Insekten“, so Anke Haupt von der TEN-Academy.
Bereits 2015 erhielt das Natura 2000-Klassenzimmer mit der Auszeichnung als Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt internationale Anerkennung. Dieser internationale Anspruch soll vom kommenden Jahr an noch deutlicher werden: Dann nämlich wird die Organisation des Natura 2000-Klassenzimmers vom Naturschutzreferat des Regierungspräsidiums Freiburg in den Verantwortungsbereich des Biosphärengebiets Schwarzwald übergehen, das im vergangenen Jahr von der UNESCO anerkannt wurde. „Umweltbildung ist ein wichtiger Auftrag der UNESCO an das Biosphärengebiet. Mit den Junior Rangern haben wir uns bislang in der außerschulischen Bildung engagiert. Durch das Natura 2000-Klassenzimmer können wir vom kommenden Jahr an auch verstärkt mit Schulen der Region zusammen arbeiten“, erklärt Walter Kemkes, Geschäftsführer des Biosphärengebiets.
Begeistert waren die Schülerinnen und Schüler aus Laufenburg diese Woche bei der Arbeit im Natura 2000-Gebiet „Oberer Hotzenwald“ dabei. „Es ist lustig, mit Klassenkameraden einmal mit den Händen und mit Kraft zu arbeiten. Wir sind ein gutes Team“, stellte der elfjährige Valentin fest. „Hier ist es voll spannend, weil man so viel entdecken kann und lernt – zum Beispiel, welche Beeren man essen kann und welche nicht“, ergänzt die zehnjährige Deleyla.
Auch ihr Lehrer Johannes Oberschmid packte mit an, als die abgesägten Bäume aus der Waldwiese gezogen werden mussten: „Die gemeinsame Arbeit stärkt die Klassengemeinschaft und ist gut für die Natur, also eine Win-Win-Situation für alle. Die Kinder nehmen hier draußen viel mehr mit als im Unterricht.“
Hintergrundinformation zu Natura 2000:
Mit dem grenzüberschreitenden Schutzgebietsnetz Natura 2000 haben sich die Europäische Union (EU) und ihre Mitgliedstaaten zur Aufgabe gemacht, in Europa charakteristische Lebensräume sowie gefährdete Tier- und Pflanzenarten zu schützen. Herzstück von Natura 2000 sind alle Gebiete, die nach der europäischen Fauna-Flora-Habitat- (FFH-) Richtlinie und der Vogelschutzrichtlinie geschützt sind. Auch Baden-Württemberg mit seinen vielgestaltigen Landschaften und einer reichen Artenausstattung trägt durch die Meldung von derzeit rund 17 Prozent der Landesfläche zum Schutzgebietsnetzwerk Natura 2000 und damit zum Erhalt der Biodiversität und des europäischen Naturerbes bei. Über das LIFE-Natur-Projekt (2005-2011) für das Natura 2000-Gebiet „Oberer Hotzenwald“ erhielt die Region knapp eine Million Euro direkt von der EU.