Essen statt vergessen

By 25. Februar 2020Pressemitteilungen

Durch bewussten Fleischkonsum zum Artenschutz und Erhalt der Biodiversität beitragen – das ermöglichen innovative Vermarktungsstrategien im Biosphärengebiet Schwarzwald. Im Mittelpunkt steht dabei die alte und vom Aussterben bedrohte Nutztierrasse Hinterwälder Rind. Über die Cowfunding-Online-Plattform können sich Kunden zusammenschließen, um gemeinsam ein Tier zu finanzieren und anschließend als Fleischpaket zu erhalten. Nachdem das Start-Up in den vergangenen Monaten vor allem regional sehr gut ankam, wird die Vermarktung nun seit kurzem bundesweit angeboten. Während der Kulinarischen Hinterwälder Wochen lädt das Biosphärengebiet zum wiederholten Mal dazu ein, mit Genuss die Landschaft zu erhalten.

Cow-funding statt Crowdfunding heißt es beim Freiburger Startup, dessen Idee vom Biosphärengebiet unterstützt wird. “Unser Ansatz ist eigentlich ganz einfach”, sagt Startup Gründer Moriz Vohrer. “Wir möchten erreichen, dass sich die Konsumenten wieder Gedanken machen, woher ihr Fleisch eigentlich kommt, wie das Tier dort gelebt hat und wie es um unsere Kleinbauern bestellt ist.” Cowfunding setzt dabei ausschließlich auf Fleisch von alten Nutztierrassen. Momentan gibt es bei Cowfunding von sieben Landwirten Fleisch- und Grillpakete des Hinterwälder Rinds aus dem Schwarzwald, dem kleinsten Rind Europas. Aktuell 600 Kunden kaufen über den virtuellen Marktplatz der Cowfunding-Onlineplattform.

Durch den Klimawandel veränderten sich die Habitate von Pflanzen und Tieren und mit ihnen die der Insekten und Krankheitserreger, so Vohrer. Ohne eine große genetische Vielfalt, die die Natur und der Mensch über Jahrtausende aufgebaut habe, werde man dem Klimawandel nur schwer begegnen können. “Unsere Mission dabei ist, Artenvielfalt mit nachhaltigem Konsum zu verknüpfen”, ergänzt Niklas Kullik, der sich um die Landwirte bei Cowfunding kümmert. “Nur wenn wir die Nachfrage wieder steigern können, geben wir unseren Landwirten die Chance diese Rassen weiter zu züchten und somit zu erhalten”.

Biodiversität durch Offenhaltung und schonende Beweidung

Aus der gleichen Motivation heraus veranstaltet das Biosphärengebiet Schwarzwald 2020 zum zweiten Mal die kulinarischen Hinterwälder Wochen. Mehr als zehn Gastronomen aus der Region werden im Oktober kreative Gerichte rund um das Hinterwälder Rind zubereiten und in ihren Betrieben auftischen. Die Landwirte liefern Fleisch aus artgerechter Haltung, die Köche verarbeiten das gesamte Tier, zahlen einen fairen Preis und stärken so die Wertschöpfungskette der heimischen Wirtschaft.

Für die Gäste bleibt die Möglichkeit eines nachhaltigen Genusses, den sie ohne Voranmeldung in Anspruch nehmen können. „Das Hinterwälder Rind ist perfekt an die rauen Verhältnisse im Schwarzwald angepasst, steile Hänge und kalte Temperaturen machen ihm nichts aus“, so Biosphärengebiets-Geschäftsführer Walter Kemkes. „Durch die Offenhaltung der Bergweiden prägt das Hinterwälder Rind die einzigartige Kulturlandschaft im Südschwarzwald. Flächen, die mit dem Hinterwälder Rind schonend beweidet werden, weisen eine hohe Artenvielfalt auf.“ Das Biosphärengebiet Schwarzwald organisiert unabhängig vom „Cowfunding“ seine zweiten Hinterwälder Wochen, die 2020 vom 3. bis 17. Oktober stattfinden und kulinarische Angebote bei ausgewählten Gastronomen in der Region speziell von der besonderen Art bieten.

Erfolgsrezept: weniger aber nachhaltig

Cowfunding und das Biosphärengebiet Schwarzwald sind sich einig: Um den Klimafußabdruck so gering wie möglich zu halten, setzen sie darauf, lieber weniger, aber dafür dann nachhaltiges Fleisch zu essen. Kurze Transportwege sowie Heu und Weide statt Sojakraftfutter verringern auch die CO2-Emissionen. So trägt der Verzehr der Hinterwälder Rinder zum Arten- und Klimaschutz bei. Was zunächst paradox klang, wird im Schwarzwald zum Erfolgsrezept.

Über Cowfunding

Cowfunding ist ein Start-Up aus Freiburg, dass sich dafür einsetzt, alte Nutztierrassen durch bewussten Konsum zu erhalten. Dafür betreibt es eine Online-Plattform, auf der sich Kunden zusammenschließen können, um gemeinsam ein Tier (in Form von Fleischpaketen) zu finanzieren. Mit Sitz im Startup Zentrum Grünhof wird Cowfunding gefördert durch den Innovationsfonds des Ökostrom Anbieters badenova. Darüber hinaus wurde das Projekt durch das Biosphärengebiet Schwarzwald beim Regierungspräsidium Freiburg gefördert und finanziert durch Mittel des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg bzw. des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg.
Mehr Infos unter: www.cow-funding.de

Über das Biosphärengebiet Schwarzwald

Das Biosphärengebiet Schwarzwald ist 2017 von der UNESCO anerkannt worden. Biosphärengebiete (oder -reservate) sind Gebiete, die weltweit besondere Kultur- und Naturlandschaften repräsentieren und erhalten sollen – im Südschwarzwald die grünlandreiche Waldlandschaft. In diesen international anerkannten „Modellregionen nachhaltiger Entwicklung“ soll das Zusammenleben von Mensch und Natur beispielhaft erprobt werden. Über rund 63.000 Hektar erstreckt sich das südwestlichste der deutschen Biosphärenreservate zwischen Schauinsland, Belchen, Herzogenhorn, Wiesental und Hotzenwald. Mit einem eigenen Förderprogramm unterstützt das Biosphärengebiet Schwarzwald innovative Ideen aus der Region – in den bisherigen drei Jahren mehr als 50 Stück mit einer Fördersumme von mehr als 1,2 Millionen Euro.

Mehr Infos unter: www.biosphaerengebiet-schwarzwald.de