Über die Osterfeiertage werden viele Menschen in der Natur vor ihrer Haustür unterwegs sein. Insbesondere an den Wochenenden ist es an manchen Hotspots auch im Biosphärengebiet Schwarzwald inzwischen so dicht gedrängt, dass erfahrene Expertinnen und Experten Sorge um den Erhalt seltener Pflanzen- und Tierarten haben. Hintergrund ist, dass immer mehr Tourengänger, Wanderer und oder auch Mountainbiker abseits ausgewiesener Wege unterwegs sind, was Auswirkungen auf den Naturhaushalt hat.
„In den vergangenen Monaten haben wir mehr Verstöße als in der Zeit davor festgestellt“, so Biosphären-Geschäftsführer Walter Kemkes. „Die Menschen dringen bei der Suche nach unberührter Natur in Bereiche vor, die seltenen Tieren als Rückzugsraum dienen – insbesondere in sensiblen Phasen wie den Brutzeiten.“ Kemkes bittet deshalb darum, beim Wandern auf Beschilderungen besonders sensibler Zonen wie Kernzonen oder Naturschutzgebiete zu achten. Ansonsten würden bedrohte Arten in ihren letzten Rückzugsbereichen gestört und die Natur könnte Verlierer der Pandemie sein.
Ein Beispiel den Rückgang der Arten sind die Bestände an Auerwild. Nach den aktuellen Zahlen gibt es noch 150 im gesamten Schwarzwald – ungefähr die Hälfte im südlichen Bereich. 2016 waren es noch etwa doppelt so viele. „Die Tiere sind sehr sensibel und reagieren sehr empfindlich auf Störungen. Sie können sich im Winter nur von Fichten- und Tannennadeln ernähren und brauchen alle ihre Energie, um über die kalte Jahreszeit zu kommen. Jedes Aufscheuchen hat verheerende Folgen für die Tiere, eine mehrfache Störung kann letztendlich sogar den Tod bedeuten“, so Christoph Huber vom Fachbereich für Naturschutz im Biosphärengebiet Schwarzwald.
Doch auch andere Wildtiere wie Gämse oder Rotwild können durch Tourengänger abseits der Wege oder nächtliche Jogger mit Stirnlampe in ihren Ruhebereichen leicht gestört werden. „Das ist in etwa so, als ob jemand um ein Uhr nachts in Ihr Schlafzimmer tritt und Sie aus dem Tiefschlaf holt“, erläutert Ranger Florian Schmidt. Er wird mit seinem Kollegen Sebastian Wagner über die Feiertage an den Hotspots im Biosphärengebiet nach dem Rechten schauen und Erholungssuchende aufklären, wenn sie zum Beispiel an der falschen Stelle die Wege verlassen. Doch nicht nur die beiden Ranger aus dem Biosphärengebiet Schwarzwald sind unterwegs, sondern auch die Kollegen vom Naturschutzzentrum Südschwarzwald sowie der Forstverwaltung. Sie werden vor allem die Bereiche an Belchen, Schauinsland, Feldberg und Herzogenhorn im Auge behalten. Werden Verstöße in besonders sensiblen Lebensräumen festgestellt, können empfindliche Bußgelder im dreistelligen Euro-Bereich in Betracht kommen.
Verhaltenstipps der Ranger:
* Immer auf ausgeschilderten Wegen bleiben
* Mountainbiker sollten auf für sie freigegebenen Strecken fahren
* Störungen in der Dämmerung und bei Dunkelheit vermeiden
* Hunde müssen in Naturschutzgebieten angeleint werden
* Offenes Feuer, Zelten und Biwakieren sind in Schutzgebieten nicht zulässig
* Pflanzen dürfen nicht aufgesammelt oder abgerissen werden
* Wintersportler sollten auf ausgewiesenen Pisten bleiben und nicht querfeldein fahren
* Werfen Sie keinen Müll in die Natur