Verschiedene Arten des Staudenknöterichs breiten sich zunehmend an Bach- und Flussufern aus. Auch entlang der Wiese im Biosphärengebiet Schwarzwald verdrängen diese invasiven Pflanzen die heimische Flora, verändern die Lebensgrundlage von Tieren und richten teils erhebliche wirtschaftliche Schäden an. Dass diese Problematik viele Menschen bewegt, zeigte sich am Mittwoch bei der Tagung „Stopp den Staudenknöterich“ in Schopfheim.
Auf Einladung der Akademie für Natur- und Umweltschutz Baden-Württemberg diskutierten über 50 Bauhofmitarbeiter, Stadtgärtner, Behördenvertreter und ehrenamtliche Naturschützer über Konzepte und Maßnahmen, um die Ausbreitung des Staudenknöterichs einzudämmen. Die Veranstaltung fand in Kooperation mit dem Biosphärengebiet Schwarzwald, dem Naturschutzzentrum Südschwarzwald, dem Naturpark Südschwarzwald und dem Landratsamt Lörrach statt.
„Der Staudenknöterich wurde im 19. Jahrhundert als Zierpflanze eingeführt. Einmal angesiedelt, lassen sich die bis zu vier Meter hohen Stauden nur mit sehr großem Aufwand wieder entfernen“, erklärte Christoph Huber von der Geschäftsstelle des Biosphärengebiets. Bernhard Walser, Leiter des Flussbaubetriebshofs Riegel (Regierungspräsidium Freiburg) zeigte an drastischen Beispielen, welche Schäden die teils meterhohen Stauden an Brücken und Gebäuden anrichten können. Im Schwarzwald seien vor allem einige Rheinzuflüsse im Ortenaukreis stark betroffen, aber auch entlang der Wiese habe sich der Staudenknöterich über viele Kilometer ausgebreitet. Nichts gegen diese Pflanzen zu unternehmen, könne betroffene Kommunen, Landwirte und andere Grundstückseigentümer teuer zu stehen kommen. Walser stellte verschiedene Methoden der Regulation vor, vom Ausreißen, mehrfachen Mulchen bis hin zu thermischen Behandlungen.
Je früher der Staudenknöterich bekämpft wird, desto erfolgversprechender und kostengünstiger ist die Maßnahme. Diese Erfahrung teilte auch Lukas Merkelbach, Naturschutzbiologe aus der Nachbarregion Basel. Besonders beeindruckend: Im Leimental in der Nähe von Basel gelang nicht nur eine Kooperation der Schweizer Gemeinden entlang des Birsig, sondern auch die benachbarten französischen Gemeinden beteiligten sich an einer gemeinsamen Konzeption und vor allem an der Umsetzung von Regulierungsmaßnahmen.
„Miteinander reden, sich an einen Tisch setzen – solche scheinbaren Selbstverständlichkeiten sollten auch bei uns Schule machen, da waren sich die Teilnehmer der Tagung einig“, berichtet Christoph Huber. Eine Reduktion der stattlichen Stauden sei nur dann effektiv, wenn sich die Anrainer entlang eines ganzen Flusssystems zusammentun und gemeinsam gegen das Gewächs vorgehen.
Die Städte Schopfheim und Todtnau haben beim Staudenknöterich schon vor einigen Jahren Handlungsbedarf erkannt. Bei einer Bestandserfassung kam man in Schopfheim auf zehn Hektar an betroffener Fläche. In Todtnau erstrecken sich die etwa 50 Einzelvorkommen bis auf etwa 1200 Metern Meereshöhe. Im Exkursionsteil am Nachmittag erläuterte Remko Brower von der Stadt Schopfheim, wie die Bestandsregulierung dann in der Praxis aussieht.
Auf einer Versuchsfläche begann man vor vier Jahren damit, die Pflanzen auszureißen – im ersten Jahr sogar ganze 14-mal. In den Folgejahren reduzierte sich der Aufwand, die Pflanzen seien nun deutlich kleinwüchsiger, aber immer noch vorhanden. Eine bewährte ingenieurbiologische Bauweise seien so genannte Weidenspreitlagen: Haben die gepflanzten oder gesteckten Weiden einmal einen dichten Bestand gebildet, hat der Knöterich keine Chance mehr.
Vorträge der Tagung zum Download:
Remko Brower, Stadt Schopfheim: „Staudenknöterich – Beispiele aus Schopfheim“
Lukas Merkelbach, Naturschutzbiologe, Therwil (Schweiz): „Neophytenbekämpfung im Leimental“