Stallumbauten als Alternative für Neubauten – eine Perspektive für die Landwirtschaft im Schwarzwald

By 15. Dezember 2022Pressemitteilungen

Stallumbauten im Bestand bieten eine konzeptionell interessante und kostengünstige Alternative, um kleineren Betrieben mit Viehhaltung eine Perspektive für die Zukunft zu eröffnen. Das ist das Ergebnis einer entsprechenden Studie im Auftrag des Biosphärengebiets Schwarzwald. Zwei beauftragte Fachbüros hatten im Auftrag des Großschutzgebiets modellhaft drei Entwürfe geliefert, wie ein solcher Umbau realisiert werden könnte.

Die erste Präsentation dieser Ergebnisse fand im Bürgerhaus in Oberried-Hofsgrund statt. Die Vorsitzende des Bürgerbeteiligungsforums Landnutzung im Biosphärengebiet Schwarzwald, Hildegard Schelshorn, selbst Landwirtin aus Bernau im Kreis Waldshut, machte auf die Bedeutung des Themas aufmerksam: „Wir Landnutzerinnen und Landnutzer brauchen eine Perspektive, wie es weitergehen kann mit der Landwirtschaft im Biosphärengebiet.“ Florian Brossette vom Team der Geschäftsstelle des Biosphärengebiets ergänzt: „Die Herausforderung für uns war, wie bestehende Nebenerwerbsbetriebe von der traditionellen Anbindehaltung wegkommen können und wie dies in einem typischen Eindachhof baulich gelöst werden kann.“

Gemeinsam mit Herbert Pohlmann, übergebietlicher Stallbauberater des Landratsamts Emmendingen und den Architekturbüros gäbele & raufer und lehmann_holz_bauten ging es um die Auswahl möglichst repräsentativer Objekte. Die drei Schwarzwälder Höfe zwischen Freiburg-Kappel, Schluchsee-Blasiwald und Oberried haben gemeinsam, dass Landwirtschaft im Nebenerwerb betrieben wird und dass die Tiere in einem Laufstall untergebracht werden sollen. „Jeder Betrieb und jeder Hof ist unterschiedlich. Es müssen individuell passende Lösungen gefunden werden. Dennoch kann festgehalten werden, dass ein Umbau eine gute Alternative zum Neubau darstellt, wenn die entsprechenden Voraussetzungen erfüllt werden“, so Stallbauberater Pohlmann. Hierzu zählen eine gut erhaltene Bausubstanz, passende Maße im bestehenden Stall und die Möglichkeit, den bestehenden Hof etwas zu erweitern.

Die beiden Architekturbüros berichteten dann anhand dreier Beispiele, wie der Stallumbau gelingen könnte. Die Ansätze sind sehr unterschiedlich: Häufig muss der Umbau im Bestand mit höherem Platzbedarf durch einen Anbau und/oder Zubau ausgeglichen werden. „Uns geht es vor allem baulich darum, dass Änderungen außerhalb oder innerhalb des Hofgebäudes in das Betriebskonzept passen und zukunftsweisend sind“, so Architekt Lukas Gäbele. Die Ideen wurden planerisch aufbereitet und in einer Broschüre mit vielen Illustrationen zusammengefasst. Diese kann auf der Internetseite des Biosphärengebiets heruntergeladen werden und ist als Druckexemplar erhältlich.

Judith Bothe, Referatsleiterin für Agrarförderung in der Landwirtschaftsabteilung im Regierungspräsidium Freiburg, wies in der Diskussion darauf hin, dass das finanzielle Volumen solcher Projekte angesichts steigender Preise und steigender Zinsen im Bausektor immer wichtiger wird: „Wir sehen, dass aktuell ein großes Interesse an kleineren und damit für die Betriebe finanziell tragfähigen Lösungen besteht. Und das unterstützen wir“, so die Expertin. Das Land Baden-Württemberg stelle den Betrieben kostenfreie und geförderte Beratungsangebote zur Verfügung, sodass diese die Stallbaufrage individuell mit Fachpersonen besprechen können.

Hintergrundinformation:
Bisher ist die Anbindehaltung die im Winter vorherrschende Haltungsform für Rinder im Schwarzwald, wenn diese nicht auf die Weide können. Die Tiere werden im Stall fixiert, brauchen vergleichsweise wenig Platz und sind leichter zu versorgen. Gestiegene Anforderungen an den Tierschutz setzen die Höfe im Nebenerwerb mit vergleichsweise wenig Rindern unter Anpassungsdruck.
Eine Bio-Zertifizierung ist mit alleiniger Anbindehaltung ohnehin bereits ausgeschlossen. Bis heute gibt es im südlichen Schwarzwald nach Schätzungen des Regierungspräsidiums noch mehr als 1000 Betriebe mit Anbindehaltung. Eine Umstellung ist fast immer mit einem kostenintensiven Neu- oder Umbau des Stalls verbunden und verkleinert den Spielraum kleinerer Betriebe angesichts steigender Kosten noch zusätzlich.