Insektenforschung im Biosphärengebiet Schwarzwald

Es sieht aus wie eine einfache schwarze Zeltplane, dient aber einem ganz anderen Zweck: An drei Stellen im Biosphärengebiet Schwarzwald sammeln Wissenschaftler Grundlagendaten über die Zahl und Arten der Insekten in sogenannten Malaise-Fallen. Die Forscherinnen und Forscher haben nämlich festgestellt, dass sie häufig bei den Beständen auf reine Schätzungen und Beobachtungen angewiesen sind. Ohne Grundlagendaten ist es aber fast unmöglich, sinnvolle und erfolgreiche Strategien zum Erhalt der Biodiversität zu entwickeln.

Das Bundesamt für Naturschutz hat Anfang Januar ein wegweisendes Projekt zum Insektenschutz in fünf Biosphärenreservaten auf den Weg gebracht. Eines der Teilprojekte ist auch im Biosphärengebiet Schwarzwald angesiedelt, dessen praktische Umsetzung in den nächsten Monaten beginnen soll. Bei der Vorbereitung dieses Vorhabens hat sich herausgestellt, dass nur wenig fundierte und wissenschaftlichen Standards entsprechende Daten für ein systematisches Monitoring von Insekten im Südschwarzwald vorliegen. Dies ist aber absolut notwendig, um die Wirkung von Maßnahmen und Strategien im Rahmen des Projekts zu messen.

Da kam es wie gerufen, dass das Deutsche Netzwerk für ökologische und ökosystemare Langzeitforschung (LTER-D) 2019 ein deutschlandweites Malaisefallen-Projekt zur Erfassung des Insektenbestands auf den Weg brachte. Dieses Projekt wird von der Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung in Gelnhausen sowie dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung UFZ koordiniert und aus deren Mitteln unterstützt. Etwa 75 dieser Fallen sind in ganz Deutschland von April bis Oktober aufgestellt, drei davon im Biosphärengebiet in Schopfheim, Zell im Wiesental und Dachsberg.

In den Fallen verfangen sich flugfähige Insekten, die in einer Alkohol-Lösung konserviert werden. Im zweiwöchigen Turnus werden die Behältnisse eingesammelt und zur Auswertung an die Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung in Gelnhausen bei Frankfurt/Main verschickt. Dort laufen die Proben aus ganz Deutschland zusammen. Neben der Ermittlung der Biomasse werden die Proben perspektivisch mit genetischen Methoden analysiert, um die Artenzusammensetzung zu erforschen.

„Wir versprechen uns von den Daten die Möglichkeit, besser einschätzen zu können, welche Arten in welchem Teil im Biosphärengebiet wie stark vertreten sind und wie diese Insekten auf Veränderungen in ihren Lebensräumen reagieren. Nur wenn wir diese Infos in belastbarer Form haben, können wir konkrete Maßnahmen zur Verbesserung des Insektenschutzes gezielt planen. Weiterhin ist es unsere Aufgabe als Biosphärengebiet, diese Lebensräume für die Insekten nicht nur zu dokumentieren, sondern sie für die Zukunft nachhaltig zu sichern“, erläutert Geschäftsführer Walter Kemkes.

Die Fallen befinden sich alle im Offenland und sind auf repräsentativen Flächen positioniert. Das Monitoringprojekt ist langfristig auf mindestens zehn Jahre angelegt. „Wir setzen dabei ähnlich wie beim Projekt zum Insektenschutz auf die enge Kooperation mit unseren Partnerinnen und Partnern in der Landwirtschaft, denn nur gemeinsam können wir etwas zur Erhaltung der biologischen Vielfalt unternehmen“, erläutert Christoph Huber vom Fachbereich für Naturschutz und Landschaftspflege beim Biosphärengebiet Schwarzwald.

Weitere Hintergrundinfos zu den Malaisefallen:
https: www.ufz.de/lter-d/index.php?de=46285