Die Schwarzwälder mischen mit in ihrem neuen Biosphärengebiet Schwarzwald: Über 60 Bürgerinnen und Bürger haben bei der so genannten Gesamtsäulenveranstaltung am Montagabend im Kur- und Sporthaus Häusern (Kreis Waldshut) über künftige Aktivitäten in der Modellregion diskutiert. Die Geschäftsstelle des Biosphärengebiets Schwarzwald informierte über aktuelle Projekte aus den fünf Beteiligungssäulen Landnutzung, Regionalvermarktung, Naturschutz, Bildung und Kultur. In moderierten Kleingruppen wurden Ideen und Vorschläge konkretisiert. „Das Biosphärengebiet lebt. Es zeigt sich, dass viele Menschen vor Ort die Zukunftschancen erkannt haben und den Prozess zur nachhaltigen Entwicklung der Modellregion mitgestalten wollen“, so Geschäftsführer Walter Kemkes.
Kemkes blickte zunächst auf die Arbeit der Geschäftsstelle des Biosphärengebiets im vergangenen Jahr zurück. Unter anderem fand das erste Junior-Ranger-Camp statt, zur Vorbereitung eines Vermarktungskonzepts wurde eine Erhebung über Hinterwälder-Rinder durchgeführt und die Aktion „Ehrensache Natur“ zur Landschaftspflege durch Ehrenamtliche gestartet. Zudem erarbeitete das Team der Geschäftsstelle eine Wanderausstellung sowie eine Broschüre über das Biosphärengebiet, und die neue Homepage ging an den Start. Feierlicher Höhepunkt des Jahres war im Oktober das Biosphärenfest in Bernau mit der Übergabe der UNESCO-Urkunde.
Im Rahmen des Förderprogramms des Biosphärengebiets flossen im vergangenen Jahr auch die ersten Finanzmittel: Mit insgesamt 320.000 Euro wurden 22 Projekte der Modellregion unterstützt, darunter die Regionalvermarktungsplattform „Cowfunding“, ein Greifvogel-Monitoring sowie ein Wildkirschen-Projekt. Für die anstehende Förderrunde 2018 teilte Walter Kemkes mit, dass wieder 320.000 Euro zur Verfügung stehen. Insgesamt seien 36 Projekte im Umfang von rund 950.000 Euro beantragt worden. Über die Auswahl werde am 19. Februar der Beirat des Biosphärengebiets beraten und am 15. März der Lenkungskreis entscheiden.
Wie Bürgerbeteiligung im Biosphärengebiet funktionieren kann, zeigte am Montagabend Professor Peter Kempkes aus Dachsberg. In einem Impulsvortrag stellte er das Projekt „Bürgerportal“ vor: „Mit dieser Internet-Plattform wollen wir engagierten Menschen im Biosphärengebiet die Möglichkeit bieten, Mitstreiterinnen und Mitstreiter für ihre Vorhaben zu finden.“ Die Landwirte diskutierten das Konzept „Schwarzwälder Marktscheune“ am Beispiel des Standortes Fröhnd. Dieses Projekt wollen die Akteure im Biosphärengebiet gemeinsam mit dem Naturpark Südschwarzwald auf die Beine stellen.
Die Arbeitsgruppe „Kultur“ entwickelte den Vorschlag, den Veranstaltungskalender des Biosphärengebiets um kulturelle Termine wie Theater, Konzerte oder Museumsaktionen zu ergänzen. Die Gruppe „Artenschutz“ beschäftigte sich mit dem Plan, ehrenamtliche Naturschützer am Greifvogel-Monitoring in der Modellregion zu beteiligen. Beim Thema „Nachhaltige Mobilität“ ging es um Werbung für den ÖPNV in der Region. Geprüft werden soll die Einrichtung eines Ruftaxis mit umweltfreundlichem Antrieb in der Gemeinde Aitern. Dieter Miss vom Dorfladen in Wies berichtete vom Durchhaltevermögen, das erforderlich ist, um die Nahversorgung in Eigenregie auf sichere Beine zu stellen. Zudem wurde beschlossen, eine Arbeitsgruppe zum Thema Privatwald ins Leben zu rufen.
Der Bürgerbeteiligung kommt ein hoher Stellenwert im Biosphärengebiet Schwarzwald zu. 2017 hatten insgesamt fünf thematische Säulenversammlungen der Handlungsfelder Landnutzung, Wirtschaft einschließlich Tourismus, Naturschutz, Bildung für nachhaltige Entwicklung sowie Gesellschaft, Kultur und Soziales mit bis zu 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmern sowie eine gemeinsame Veranstaltung aller Säulen stattgefunden.
Die Säulen verstehen sich als Beteiligungsgremien. Ziel ihrer Arbeit ist es, aktiv zur Entwicklung des Biosphärengebiets beizutragen. Die Säulenveranstaltungen geben allen Interessierten die Möglichkeit, sich bei der Umsetzung von Projekten zu engagieren. Aus jeder Säule wurden auch Vertreter gewählt, die die Bevölkerung in den weiteren Gremien des Biosphärengebiets (Beirat und Lenkungskreis) repräsentieren.