Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) hat Fördermittel für ein wegweisendes Projekt unter Federführung des „World Wildlife Fund for Nature“ (WWF) zum Insektenschutz in fünf deutschen UNESCO-Biosphärenreservaten zugesagt. Davon profitiert auch das Biosphärengebiet Schwarzwald, auf das rund 950.000 Euro des Gesamtvolumens von fast acht Millionen Euro entfallen. Das Land übernimmt dabei einen Eigenanteil von 240.000 Euro dieses bis Ende 2025 angesetzten Projekts.
„Ich freue mich sehr, dass der Schutz der Insekten immer stärker in den Fokus unserer Gesellschaft rückt“, sagte Umweltminister Franz Untersteller. Bei dem wegweisenden Projekt des WWF sollen Verfahren und Strukturen zum Insektenschutz auf landwirtschaftlich genutzten Flächen in Entwicklungszonen entwickelt, erprobt und überprüft werden. „Es ist unser konkretes Ziel, Vorschläge für eine optimierte Förderstruktur zu erarbeiten, den Insektenschutz voranzubringen und allgemein übertragbare Handlungsoptionen zu entwickeln. Uns ist es dabei wichtig, die Belange der Landwirtinnen und Landwirte und des Insektenschutzes möglichst praxisnah miteinander zu verbinden. So stärken wir die Lebensbedingungen für die Insekten, erhalten die Biodiversität und tragen entscheidend zum Artenschutz bei.“
Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer: „Das Biosphärengebiet Schwarzwald ist bereits jetzt ein Modellgebiet für Grünlandbewirtschaftung, in dem fast ohne Pestizideinsatz vorbildlich gearbeitet wird. Die Gelder kommen indirekt unseren Landwirtinnen und Landwirten zugute, die diese vorbildliche Bewirtschaftung schon heute praktizieren und somit unsere Partnerinnen und Partner beim Ziel von mehr Insektenschutz sind.“ Die extensiv genutzten Allmendweiden seien Alleinstellungsmerkmale des Biosphärengebiets, für deren Erhaltung wir eine große Verantwortung tragen. Wir wollen für die Allmendweiden, die heute von verschiedenen Landwirtinnen und Landwirten bewirtschaftet werden, Bewirtschaftungspraktiken entwickeln, damit wir diese trotz der unterschiedlichen Nutzungen noch besser erhalten können.“
Da bisher nur punktuelle Daten zum Insektenbestand vorliegen, wird zunächst eine Ist-Analyse bestimmter Insektenarten auf ausgewählten Flächen im Offenland gemacht. Nach Umsetzung von Maßnahmen zum Insektenschutz soll dann überprüft werden, wie sich die Bewirtschaftungspraktiken auf die Fläche, die Landschaft und die beteiligten Landnutzerinnen und Landnutzer auswirken. Ebenfalls sollen im Zusammenhang mit der Beweidung die Folgen bestehender Nutzungen auf die Insektenwelt gemeinsam in einem Beteiligungsprozess mit regionalen Akteuren erfasst und unter wissenschaftlicher Begleitung optimiert werden. Neben den Allmendweiden geht es auch um die Fragen, wie die Grünlandmahd angepasst werden, wie eine gezieltere Düngung erfolgen und wie der Anteil von Brachestreifen gesteigert werden kann. Ebenfalls ein großes Potenzial wird in einer Anpassung der Mahd entlang von Straßen und Gewässern gesehen.
Weitere Kooperationspartner des WWF sind das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF), die Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde (HNEE), der Dachverband der Großschutzgebiete in Deutschland Nationale Naturlandschaften e. V. (ehemals EUROPARC e. V.) und die UNESCO-Biosphärenreservate Schaalsee, Schorfheide-Chorin, Mittelelbe, Bayrische Rhön und Schwarzwald. Die Geschäftsstellen der Schutzgebiete begleiten und koordinieren die Aktivitäten vor Ort, informieren und binden die Akteurinnen und Akteure ein. Sie vermitteln auch zwischen dem WWF, der Wissenschaft und den weiteren Beteiligten.