Das Biosphärengebiet Schwarzwald

Eine Modellregion für ein ausgeglichenes Zusammenleben von Mensch und Natur

In der baden-württembergischen Gesetzgebung bezeichnet man „Biosphärenreservate“ als „Biosphärengebiete“. Gemeint sind Modellregionen, in denen das Zusammenleben von Mensch und Natur beispielhaft entwickelt und erprobt wird. Sie schützen Kulturlandschaften und erhalten und entwickeln wertvolle Lebensräume für Mensch und Natur.

Sie sorgen für ein ausgewogenes Verhältnis von menschlicher Nutzung und natürlichen Kreisläufen und tragen damit zur regionalen Wertschöpfung bei. Biosphärengebiete ermöglichen exemplarische Erkenntnisse für Forschung und Wissenschaft über die Wechselwirkungen von natürlichen und gesellschaftlichen Prozessen. (Leitbild für UNESCO Biosphärenreservate von EUROPARC Deutschland e.V.)

Wald

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Das Biosphärengebiet Schwarzwald gehört zum Landschaftstyp der „grünlandreichen Waldlandschaften“. Der Wechsel zwischen Wald- und Offenland und der Weitblick von den höchsten Gipfeln kennzeichnen diese reizvolle Landschaft. Naturnahe Bergmischwälder der verschiedensten Höhenlagen und Expositionen sowie die Verzahnung der Lebensräume haben in Zusammenhang mit der menschlichen Nutzung zu außerordentlich artenreichen Lebensräumen für seltene Tiere und Pflanzen geführt.

In den Kernzonen des Biosphärengebietes darf Natur Natur sein. Der Kernzonenwald wird auf 2100 ha (3,3 % der Gesamtfläche) sich selbst überlassen. In diesem „Urwald“ können Arten (über)leben, die auf die Zerfallsphase eines Waldes angewiesen sind.

Allmendweiden

Einzigartige Lebensräume

Kennzeichnend für das Biosphärengebiet sind die Allmendweiden. Es sind gemeinschaftlich genutzte, meist großflächige Bergweiden, die bis in die höchsten Lagen reichen. In großen Herden trieben einst die Bauern der Umgebung ihr Vieh auf diese Weiden. Durch eine bis in die heutige Zeit anhaltende, naturnahe Bewirtschaftungsform ist eine einzigartige Landschaft entstanden. Maßgeblich dazu beigetragen haben die Vorderwälder- und Hinterwälderrinder, beides traditionelle Rinderrassen, die an die bergige Umgebung besonders gut angepasst sind. Sie sind es auch, die durch ihren steten Verbiss an Trieben und Zweigen urtümliche „Weidbuchen“ hervorgebracht haben. Allmendweiden sind heute seltener geworden, jedoch gerade wegen ihres großen Artenreichtums ein besonders schützenswertes Kulturgut. Auch die beiden Rinderrassen zählen zu den gefährdeten Nutztierrassen. Aus beiden lassen sich gesunde und schmackhafte Erzeugnisse wie Milch, Käse und Fleisch gewinnen. Ein vermehrter Genuss dieser Lebensmittel trägt aktiv zum Erhalt des südlichen Schwarzwaldes mit seinen einzigartigen Fernblicken bis hin zu den Alpen und Vogesen bei.

Lebendige Traditionen

Der Südschwarzwald ist eine Region, die auf engstem Raum unterschiedliche Traditionen hervorgebracht hat. Nahezu jedes Dorf hat seine eigene Tracht entwickelt und die alemannische Sprache und „Fasnet“ sind lebendige Beispiele dieses Brauchtums.

Holzschnitzkunst, die Spuren des Bergbaus, wasserbetriebene Sägen und Mühlen lassen sich im Biosphärengebiet genauso erleben wie Malerei und Literatur in einem der vielen Museen. Moderne, sich auf die Tradition des Holzhandwerkes zurückbesinnende Baukultur und althergebrachte Schwarzwaldhäuser fügen sich heute in die Landschaft des Südschwarzwaldes ein.

Mensch & Natur

Menschen haben die Schwarzwaldlandschaft in den zurückliegenden Jahrhunderten geprägt und tun dies auch heute. Viele Landwirte arbeiten zusätzlich in Industrieund Gewerbebetrieben sowohl in den benachbarten Ballungszentren als auch im Biosphärengebiet. In Zeiten des Klimawandels üben speziell im Sommer die kühleren Schwarzwaldtäler immer größer werdende Anziehungskraft auf die in den Niederungen lebenden Menschen aus. Im Biosphärengebiet erwarten frische Luft und gute Gastronomie die hitzegeplagten Städter der Ballungsräume. Bei den Maßnahmen gegen den Klimawandel sind die Schwarzwälder geübt. Schon lange hat die Nutzung der Wasserkraft und auch von Holz als regenerativer Energieträger Tradition.

Aktivator regionaler
Prozesse und „Kümmerer“

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Die Geschäftsstelle des Biosphärengebiets Schwarzwald versteht sich als „Entwicklungsagentur für das Biosphärengebiet“. Sie informiert, koordiniert und fördert verschiedene Aktivitäten und Projekte im Biosphärengebiet. Dabei orientiert sie sich am Leitbild eines UNESCO-Biosphärenreservates.