Wertvolle Baumriesen im Fokus: Bei Tagung über Weidbuchen und Weidfelder diskutierten Naturschützer und Landwirte in Schönau über den Erhalt dieser „Hotspots der Biodiversität“

Ihre knorrige Gestalt verdanken die Weidbuchen dem ständigen Verbiss von Rindern und Ziegen. Sie prägen das Landschaftsbild im Biosphärengebiet Schwarzwald und sind damit eine Attraktion für den Tourismus. Gleichzeitig bieten die Baumriesen vielen Tier- und Pflanzenarten Lebensraum. Die vielschichtige Bedeutung der Weidbuchen sowie ihre Gefährdung standen im Mittelpunkt der Tagung „Hotspots der Biodiversität im Südschwarzwald“ am heutigen Donnerstag (23. Mai) in Schönau (Kreis Lörrach). Die rund .30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutierten Wege, die Weidbuchen, die Weidewirtschaft und damit die artenreiche Kulturlandschaft des Südschwarzwalds zu erhalten. 

Die Veranstaltung der Akademie für Natur- und Umweltschutz Baden-Württemberg fand in Kooperation mit dem Biosphärengebiet Schwarzwald, dem Naturpark Südschwarzwald und dem Naturschutzzentrum Südschwarzwald statt.  

Als „echte Europäerin“ bezeichnete Walter Kemkes, Geschäftsführer des Biosphärengebiets, die Buche, die nur in Mitteleuropa vorkomme. Er hob hervor, dass bis zu 6000 Tierarten von der Buche leben – vom Specht über Fledermäuse bis zu zahlreichen Käferarten. Dies gelte insbesondere für die strukturreichen Weidbuchen, die bis zu 300 Jahre alt werden und auch noch als Totholz Leben spenden. „Wir wünschen uns viele Beiträge zum Erhalt dieser wunderbaren Baumform und damit der Artenvielfalt“, so Kemkes.

Prof. Volkmar Wirth, ehemaliger Direktor des Staatlichen Museums für Naturkunde Karlsruhe, erläuterte die Bedeutung der Weidbuchen für die Biodiversität am Beispiel der Flechtenvielfalt an den Stämmen der Bäume. Dr. Frank Baum von der BUND-Ortsgruppe Staufen stellte die Vielfalt der Käfer vor, die im und am Holz leben.  

Entscheidend für den Erhalt und den Nachwuchs der Weidbuchen sei die Landwirtschaft, betonte Dr. Baum: „Es kommt auf die Intensität der Beweidung an.“ Dagmar Betting-Nagel vom Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald informierte denn auch über Fördermöglichkeiten für Landwirte, die Weidbuchen pflegen. Sie appellierte, insbesondere die jungen Weidbuchen zu schonen und durch eine angepasste Beweidung zu fördern. 

1350 Standorte von Weidbuchen seien bei einer Erfassung zu Beginn dieses Jahrtausends im Südschwarzwald gezählt worden, berichtete Peter Lutz, Naturschutzreferent des Schwarzwaldvereins. Eine Kartierung der Weidbuchen im Biosphärengebiet plane der Schwarzwaldverein in diesem Jahr in Zusammenarbeit mit ehrenamtlichen Helfern und mit finanzieller Unterstützung des Biosphärengebiets.  

Bei der nachmittäglichen Exkursion am Wiedener Eck wurden die Weidbuchen in allen Altersstadien begutachtet, vom Kuhbusch bis zum absterbenden Baumriesen. Im Gespräch mit Landwirten wurde deutlich, dass diese die Weidbuchen wertschätzen und sich für ihren Erhalt einsetzen. Die Umsetzung der theoretischen Pflegetipps in der Praxis wurde erläutert.