„Landschaftspflege als Dienstleistung“: Der Thüringer Agrarunternehmer Heinz Bley verrät Bauern aus dem Biosphärengebiet Schwarzwald sein Erfolgsrezept

By 9. März 2018Pressemitteilungen

„Thüringeti“ trifft Südschwarzwald: Über 30 Landwirte und andere Interessierte kamen am Donnerstagabend zum Vortrag von Heinz Bley, dem Geschäftsführer der Agrar GmbH Crawinkel, in die Geschäftsstelle des Biosphärengebiets Schwarzwald in Schönau. Im Thüringer Wald beweiden Bleys 1500 Pferde und Rinder eine Fläche von 2500 Hektar umweltschonend und biologisch. Bei der Diskussion am Donnerstagabend zeigte sich, dass dieses Modell zwar nicht eins zu eins auf den Schwarzwald übertragbar ist, aber durchaus Impulse zum Erhalt der typischen Wiesen und Weiden im Biosphärengebiet setzen könnte, heißt es in einer Pressemitteilung des Regierungspräsidiums Freiburg.

Im Vergleich zur „Thüringeti“ ist die Landwirtschaft im Südschwarzwald kleinteilig. Durchschnittlich 22 Hektar bewirtschaften die Bauern im Biosphärengebiet. Weidegemeinschaften umfassen Flächen von bis zu 80 Hektar. Die Landwirtschaft ist Garant für den Erhalt der abwechslungs- und artenreichen Kulturlandschaft, die wiederum Basis des Tourismus ist. Eine wichtige Aufgabe des Biosphärengebiets besteht deshalb darin, das Grünland im Südschwarzwald zu erhalten.

„Das funktioniert auf Dauer nur, wenn sich die Bewirtschaftung dieser Flächen für die Landwirte lohnt“, so Walter Kemkes, Geschäftsführer des Biosphärengebiets. Er verwies auf das fortschreitende Hofsterben. 90 Prozent der Höfe im Südschwarzwald würden inzwischen im Nebenerwerb betrieben. Kemkes kündigte ein Pilotprojekt zum Grünlanderhalt im Biosphärengebiet an und lud die Bauern ein, sich daran zu beteiligen.

„Tierhaltung lohnt sich in Deutschland nicht mehr“, so Heinz Bleys nüchterne Bilanz: „Deshalb müssen wir Landwirte unser Geld mit dem Naturschutz verdienen. Mein Betriebsmodell heißt ‚Landschaftspflege als Dienstleistung‘.“ 70 Prozent seiner Einnahmen in Thüringen generiere er aus öffentlichen Fördermitteln. Der Rest stamme aus dem Verkauf von Tieren und touristischen Angeboten wie Safaris. Geplant seien zudem Ferienwohnungen.

Bley riet den Schwarzwälder Bauern, Wege zur gemeinschaftlichen Bewirtschaftung zu suchen und damit rentabler zu arbeiten.  Die bestehenden Weidegemeinschaften seien eine gute Grundlage dafür und der bevor stehende Generationswechsel eine Chance zur Veränderung. Für die „Thüringeti“ habe die GmbH Land von 1900 Eigentümern gepachtet.

Schöner Nebeneffekt: In den vergangenen 20 Jahren sei in der Region ein Wir-Gefühl entstanden. Die Leute seien stolz auf die Schönheit der Landschaft mit ihren halbwilden Herden. Eine vergleichbare Entwicklung könne er sich auch für den Südschwarzwald vorstellen, so Bley. Wichtig sei es darüber hinaus, einen Beitrag des Tourismus einzufordern, der schließlich von der Freihaltung der Landschaft profitiere.